Die Bildung von Cerebrospinalflüssigkeit: fast hundert Jahre Interpretationen und Fehlinterpretationen

Die ersten wissenschaftlichen und experimentellen Ansätze zur Untersuchung der Bildung von Cerebrospinalflüssigkeit (CSF) begannen vor fast hundert Jahren. Obwohl die Forscher so lange interessiert waren, sind einige Aspekte der Liquorbildung immer noch unzureichend verstanden. Heute wird allgemein angenommen, dass die Liquorbildung ein aktiver energieverbrauchender Stoffwechselprozess ist, der hauptsächlich in Hirnventrikeln, in Plexus choroideus, stattfindet. Die CSF-Bildung stellt zusammen mit der CSF-Absorption und -Zirkulation die sogenannte klassische Hypothese der CSF-Hydrodynamik dar. Trotz der allgemeinen Akzeptanz dieser Hypothese gibt es eine beträchtliche Reihe von experimentellen Ergebnissen, die die Idee der aktiven Natur der Liquorbildung und die Idee, dass Plexus choroideus innerhalb der Hirnventrikel die Hauptbildungsorte sind, nicht unterstützen. Das Hauptziel dieser Überprüfung ist es, das derzeitige Verständnis der Liquorbildung zusammenzufassen und dieses Verständnis mit widersprüchlichen experimentellen Ergebnissen zu vergleichen, die bisher erhalten wurden. Und schließlich, um zu versuchen, eine physiologische Erklärung anzubieten, durch die diese Widersprüche vermieden werden könnten. Wir analysierten daher die wichtigsten Methoden zur Untersuchung der Liquorbildung, die ein solches Verständnis ermöglichten, und stellten ihre Mängel vor, die auch ein Grund für die fehlerhafte Interpretation der erhaltenen Ergebnisse sein könnten. Eine neuere Methode zur direkten aquäduktalen Bestimmung der Liquorbildung wird detaillierter gezeigt. Einerseits bietet es die Möglichkeit eines direkten Einblicks in die Liquorbildung und andererseits zeigt es deutlich, dass es keine Netto-Liquorbildung innerhalb der Hirnventrikel gibt. Diese Ergebnisse widersprechen der klassischen Hypothese und unterstützen zusammen mit anderen erwähnten widersprüchlichen Ergebnissen nachdrücklich eine kürzlich vorgeschlagene neue Arbeitshypothese zur Hydrodynamik von Liquor. Nach dieser neuen Arbeitshypothese wird Liquor durch Filtration und Rückresorption des Wasservolumens durch die Kapillarwände in das umgebende Hirngewebe dauerhaft im gesamten Liquorsystem produziert und absorbiert. Der Liquoraustausch zwischen dem gesamten Liquorsystem und dem umgebenden Gewebe hängt von (patho)physiologischen Bedingungen ab, die in diesen Kompartimenten vorherrschen.

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