Hintergrund: Krampfanfälle sind seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkungen von Antidepressiva. Ein besseres Verständnis des arzneimittelbedingten Anfallsrisikos, seiner Prädiktoren und seiner neurophysiologischen Grundlage könnte Klinikern helfen, dieses unerwünschte Ereignis zu vermeiden. Ein besseres Verständnis der Faktoren, die an der Bestimmung des Anfallsrisikos beteiligt sind, wäre hilfreich für die Interpretation der gemeldeten Anfallsraten.
Methode: Die Autoren überprüfen Fallberichte, Fallserien und Informationen aus klinischen Studien mit Antidepressiva, um das Anfallsrisiko im Zusammenhang mit Antidepressiva zu bestimmen. Prädisponierende Faktoren werden identifiziert. Auswirkungen von Dosis, Blutspiegel und Dauer der Behandlung auf das Anfallsrisiko werden untersucht. Elektrophysiologische und In-vitro-Modelle der arzneimittelbedingten Anfallsinduktion werden diskutiert. Ergebnisse: Ein signifikanter Anteil der drogenbedingten Anfälle tritt bei Personen mit einer identifizierbaren Prädisposition auf, wie z. B. frühere Anfälle, Beruhigungsmittel- oder Alkoholentzug und mehrere Begleitmedikamente. Das Anfallsrisiko für die meisten Antidepressiva steigt mit der Dosis (oder dem Blutspiegel), und Vergleiche zwischen Medikamenten sollten die Anfallsraten bei der effektiven Dosis (oder dem Blutspiegel) für jedes Medikament berücksichtigen. Für Imipramin, das am häufigsten untersuchte trizyklische, zeigt die Literatur eine Anfallsrate zwischen 0, 3% und 0, 6% bei wirksamen Dosen. Bei nicht ausgewählten Patienten und bei höheren Dosen können diese Raten höher sein. Fluoxetin, Sertralin, Fluvoxamin, Trazodon, Nomifensin und die Monoaminoxidasehemmer haben ein geringeres Anfallsrisiko. Schätzungen für kürzlich vermarktete Antidepressiva mit mittlerem Anfallsrisiko werden durch die Tatsache erschwert, dass wirksame Dosen und Blutspiegel nicht gut etabliert sind. Schlussfolgerung: Die Beurteilung des Anfallsrisikos bei Individuen beinhaltet die Berücksichtigung prädisponierender Faktoren, des ausgewählten Antidepressivums und der Bioverfügbarkeit des Arzneimittels. Zukünftige Studien des Anfallsrisikos würden von der Verwendung spezifizierter Kriterien zur Bestimmung wahrscheinlicher Anfallsereignisse, der a priori Definition prädisponierender Ausschlüsse, Proben, die ausreichend groß sind, um eine ausreichende Leistung bereitzustellen, der Überwachung des Blutspiegels und der Einbeziehung der Dauer der medikamentösen Behandlung in die Berechnung des Risikos.